Nachdem Frau Prof. Dr. Dr. Michels, Direktorin des Instituts für Prävention und Tumorepidemiologie des Universitätsklinikums Freiburg, in ihrem Vortrag „Kokosöl und andere Ernährungsirrtümer“ ausdrücklich vor dem Konsum von Kokosöl warnt und Kokosöl sogar als das reine Gift bezeichnet, mehren sich bei mir die Nachfragen von Kunden was denn von dieser These zu halten ist. Deshalb möchte ich diese Behauptung heute für Sie beleuchten und einordnen.
Ist Kokosöl tatsächlich Gift für unseren Körper?
Viele Medien haben, nachdem der Vortrag von Frau Prof. Dr. Dr. Michels auch auf YouTube zu sehen ist, ihre Thesen aufgenommen. In den Schlagzeilen kann man lesen: "Wissenschaftler warnen, Kokosöl ist genauso ungesund wie Butter oder Schweineschmalz." Wie kommt Frau Prof. Michels auf die Aussage, dass Kokosöl das reine Gift ist und auf welche Studien bezieht sie sich eigentlich? Nun, wie sie auf die Aussage kommt Kokosöl sei giftig kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Doch warum warnt sie überhaupt vor dem Verzehr?
Kokosöl hat hauptsächlich gesättigte Fettsäuren
Kokosöl enthält 92% gesättigte Fettsäuren. Gesättigte Fette sollten nur in geringen Mengen verzehrt werden. Pflanzenöle hingegen enthalten ungesättigte Fettsäuren und senken das LDL-Cholesterin und erhöhen das gute HDL-Cholesterin. Der Vorteil von Kokosöl ist, dass es stabiler gegen Oxidation und Polymerisation ist als kaltgepresste Pflanzenöle. Kaltgepresste Pflanzenöle sollten also eher für die kalte Küche verwendet werden oder erst nachträglich über das Gemüse geträufelt werden. Als besonders günstiges Pflanzenöl für unsere Gesundheit gilt kaltgepresstes Olivenöl und Leinöl.
Im Journal Of The American College Of Cardiology wurden verschieden Trend-Lebensmittel unter die Lupe genommen und eine Stellungnahme dazu gegeben. Wortwörtlich heißt es da:
"Feste Fette (bei Raumtemperatur), einschließlich Kokosnussöl und Palmöl, haben schädliche Auswirkungen auf ASCVD-Risikofaktoren. Aktuelle Behauptungen über nachgewiesene gesundheitliche Vorteile der tropischen Öle sind unbegründet, und von der Verwendung dieser Öle sollte abgeraten werden. Im Gegensatz dazu haben flüssige Pflanzenöle eine vorteilhafte Wirkung auf Lipide und Lipoproteine. Wie bereits erwähnt, senken sie LDL-C und erhöhen im Vergleich zu Kohlenhydraten in der Nahrung das HDL-Cholesterin und senken die Triglyceride (47) . Die Evidenzbasis für Olivenöl ist die umfassendste, mit eindeutigen Nachweisen für einen Nutzen der ASCVD-Risikominderung. Die Ernährungsrichtlinien für Amerikaner von 2015 bis 2020 unterstützen die Verwendung von flüssigen Pflanzenölen im Rahmen einer kalorienkontrollierten, herzgesunden Ernährung, um das ASCVD-Risiko zu senken (11)." Die gesamte Einschätzung können Sie über folgenden Link nachlesen: http://www.onlinejacc.org/content/69/9/1172
Auf der Internetseite der Oxford University Press wurden mehrere Studien verglichen, die sich mit der Wirkung von Kokosöl auf unseren Körper beschäftigten. Sie kamen zu folgendem Fazit:
"Zusammenfassend lässt sich sagen, dass, obwohl der Nachweis eines Zusammenhangs zwischen Kokosnusskonsum und Risikofaktoren für Herzerkrankungen meist von sehr schlechter Qualität ist, Kokosöl im Vergleich zu cis- ungesättigten Pflanzenölen das Gesamtcholesterin, HDL-C und LDL-C erhöht obwohl nicht so viel wie Butter. Der Einfluss des Kokosölverbrauchs auf das Verhältnis von Gesamtcholesterin zu HDL-C wurde oft nicht berichtet. Es gibt keinen überzeugenden Beweis dafür, dass der Verzehr von Kokosnussöl im Gegensatz zum Verzehr ungesättigter Öle zu verbesserten Lipidprofilen führte und bei der Literaturrecherche ein verringertes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen festgestellt wurde. Insgesamt deutet das Gewicht der bisherigen Evidenz darauf hin, dass Kokosöl durch cis ersetzt wird, ungesättigte Fette würden das CVD-Risiko verringern. Daher unterstützt dieser Test keine populären Behauptungen, wonach Kokosnussöl ein gesundes Öl ist, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Es gab keine Hinweise darauf, dass Kokosöl in Bezug auf seine Wirkung auf Blutlipide und Lipoproteine durchweg von anderen gesättigten Fetten abwich. Angesichts der begrenzten Anzahl von Interventionsstudien in diesem Bereich sowie der in bestehenden Studien vorhandenen methodischen Mängel werden weitere gut konzipierte randomisierte Studien, die geeignete Kontrollen umfassen, angemessen mit Energie versorgt und eine Reihe von CVD-Risikofaktoren untersucht." (Originalseite übersetzt mit Google Übersetzer). Folgender Link führt Sie zur Internetseite der Oxford University Press: https://academic.oup.com/nutritionreviews/article/74/4/267/1807413
Ist Kokosöl nun schädlich?
Ich habe mir die Studien auf der Seite der Oxford University Press angesehen und kann darin keinen Hinweis finden warum Kokosöl tatsächlich giftig sein sollte. Vielmehr kann man ja schon im Fazit erkennen, dass es eigentlich keine ausreichende Studienlage dazu gibt. Das gilt aber für eine gesundheitsfördernde wie auch für eine gesundheitsverschlechternde Wirkung von Kokosöl. Vielmehr deutet unter anderem ein erhöhter Verzehr von verarbeiteten Lebensmitteln und ein hoher Zuckerkonsum darauf hin für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich zu sein. Wie Frau Prof. Dr. Dr. Michels nun zu ihrer doch krassen Formulierung gekommen ist erschließt sich mir nicht. Offensichtlich war ihr Vortrag aber gut besucht und bei Ihrer Ausführung Kokosöl wäre Gift ging ein großes Raunen durch die Menge. Ihr Video hat entsprechend viele Aufrufe und die Kommentarfunktion zum Video wurde deaktiviert.
Welche Ernährung ist für die Herzgesundheit sinnvoll?
Als besonders günstig für die Herzgesundheit gilt die traditionelle Mediterrane Küche. Sie enthält viel Gemüse und wenig verarbeitete Lebensmittel. Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte, Gemüse, Obst und Omega-3 Fettsäuren wie sie in Fisch vorkommen scheinen gut für die Herzgesundheit und die Gesundheit im Allgemeinen zu sein. Stark verarbeitete Lebensmittel, Zucker und mit Zucker gesüßte Getränke sollten dagegen gemieden werden. Kokosöl in Maßen stellt sicherlich kein Problem dar, wenn es nicht als einzige Fettquelle genutzt wird, sondern mit hochwertigen Pflanzenölen kombiniert verzehrt wird.
Die Lebensmittelqualität spielt bei den Studien oft keine Rolle
Leider spielt bei den meisten Studien die Lebensmittelqualität keine Rolle. So macht es doch einen gewaltigen Unterschied, ob Sie Butter oder Heumilchbutter essen. Heumilchbutter hat mehr günstige Omega-3 Fettsäuren als Butter von Kühen, die mit Getreide oder Mais gefüttert wurden. Das gleiche gilt für Heumilchkäse und natürlich auch die Milch selbst.
Auch bei der Fleischqualität spielt es eine Rolle ob die Kühe auf der Weide standen oder im Stall mit Mais- und Getreidesilage gefüttert wurden. Um uns wirklich gesund zu ernähren müssen wir ein anderes Verhältnis zur Lebensmittelqualität entwickeln.
Ein günstiges Fleisch ist zwar vielleicht im ersten Moment günstig, doch auf Dauer kann es sich für unsere Gesundheit als sehr ungünstig und dann eben auch teuer auswirken.
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